baden ist eine wohltat ...

Eigentlich ist es schon viel zu spät,
um noch was zu schreiben,
denke ich während ich meine gute-nacht-zigarette rauche,
aber ich kann nicht anders,
schreiben ist die beste form des ausdrucks die ich kenne,
von bildern mal abgesehen,
aber das würde nun zulange dauern,
schreiben ist effektiver … effektiver …

ich habe genug gründe,
glücklich zu sein,
hatte ich das vergnügen vor ein paar stunden zu baden,
lange ausgedehnt zu baden,
mit einem kerzenständer auf der kante der wanne,
einem glass rotwein,
dem leisen klängen von feist die aus meiner küche nebenan an meine ohren drangen,
und einem buch: nachtflug von antoine de saint-exupery …

zuerst wusch ich mir meine dreadlocks,
danach mich,
und ließ das wasser wieder ab,
um es gleich zu erneuern,
und so lag ich in dem heiß dampfenden element,
ausgestreckt,
meine dreadlocks nach oben gesteckt,
und lauschte meinem pochenden herzschlag,
beobachtete die beschlagenen fliesen,
versuchte eine reflexion der kerzen zu erhaschen,
und lehnte mich zurück,
mit einer zigarette in der einen,
und dem buch in der anderen hand …

es war das zweite kapitel welches ich schon seit wochen vor mich herschiebe,
und kam nur ein, zwei seiten weit,
bis ich aufgab ...

baden ermöglicht es mir mehr als alles andere,
in mich zu versinken,
zur ruhe zu kommen,
und diese beiden seiten gaben mir ein stichwort,
über das ich nachdenken musste:
verschiebe nicht das auf morgen,
was dir wichtig ist ...



und so legte ich das buch zur seite,
rutschte ein wenig mehr ins heisse wasser hinein,
die beine leicht angewinkelt,
und sah auf meine zehen,
meine beine,
meinen bauch,
das durchsichtige wasser drumherum,
was mich wärmt und grade beschneidet,
die leichten spiegelungen und wellen,
die tiefenverfärbung,
meine haut,
den blauen fleck auf meinem bein,
da ich manchmal so ungeschickt bin ...

ich freute mich das ich trotz meiner vierzig jahre noch sehr gut in form bin,
das ich endlich das tue was ich schon vor langem hätte tun sollen,
und war gleichzeitig traurig,
das ich einst nicht mutig genug war,
früher zu beginnen,
wieviel zeit habe ich doch vergeudet,
und ich wusste es doch damals schon,
wer bzw was ich bin …

aber wasser spendet ruhe,
nicht gleichgültigkeit …

seit dem beginn der hrt habe ich mich verändert,
und erst durch ein wort einer bekannten ist es mir erst bewusst geworden:
ich horche mehr in mich hinein,
als vorher …

oder um es so zu sagen:
es fällt mir inzwischen viel leichter,
und ich bin sehr froh drüber,
denn auch wenn ich immer noch ein paar baustellen sehe,
bin ich mit mir glücklich,
mit meinen leistungen diese zu bearbeiten,
vor etwa einem jahr ...

honey honey,
food for the bees,
schleicht an meine ohren,
und ja,
das war eine meiner schlimmsten zeiten,
eine zeit der nachbearbeitung meiner vergangenheit,
und nun fließt der honig,
oder nein,
ich bemerke ihn endlich,
und passenderweise,
ich muss lächeln,
in meine haut,
meinen körper,
auch wenn davon noch kaum was zu sehen ist,
die vorratskammern füllen sich halt nur langsam …



ich bin leider immer noch nicht dazu gekommen,
hier mehr zu lesen,
verbringe ich doch die meiste zeit im büro,
dann mit dem üblichen alltag,
und dem weit weg wohnenden mensch den ich sehr mag,
er verlangt auch,
oder ist es mein bauch der verlangt,
zwei vielleicht ?

Und ist verlangen nicht sogar der falsche begriff,
ist es nicht eher eine hingezogenheit,
ein moment der trauer wenn ich ihn nicht erreiche,
wenn ich nicht weiss wie es ihm geht,
ihm keinen zuspruch geben kann,
oder im besten falle,
was nur selten vorkommt und von dem ich derzeit bis zum nächsten treffen zehre,
seine nähe …

ist es so wie mein bester freund in hamburg einst sagte:
ich hätte ein enormes emotionales defizit über die letzten zehn, zwanzig jahre angehäuft,
und ich verzehre mich gradezu ?



Zwei baustellen gleichzeitig,
nein,
drei,
oder sogar vier ?



Mein gebimmel meldet sich seit wochen schon nicht mehr,
morgens wenn meine blase voll ist,
nur noch ein unnützer toter schlauch,
so wie ich ihn schon immer betrachtet habe,
und es macht mir nichts,
ist mir sogar recht,
atme aus und drücke die zigarette in den aschenbecher,
beobachte noch einen moment die glut,
wie sie langsam entschwindet …

es ist mir nur recht so,
und das nicht erst seit gestern,
und hoffe,
das ich mich arrangieren kann,
denn ich habe einen horror vor op's …

aber es passt einfach nicht,
tat es noch nie …



wenn ich bade,
fällt mir das besonders auf,
und so lag ich dann mit einem waschlappen über meinem scham,
und einem anderen dampfenden auf meiner brust im heilenden beruhigenden wasser,
und fragte mich wie lange ich es so wohl noch aushalte ...



morgen habe ich wieder einen termin bei meiner begleitenden therapeutin,
und ich drucke ihr diesen text aus,
damit sie sich mehr in mich hineinversetzen kann …

wir werden uns in beiderseitigem einverständniss die nächste zeit viel öfter sehen,
denn es gilt zudem noch eine andere baustelle zu bearbeiten,
unter der ich einst sehr litt,
meine kindheit,
traumata,
und ich bin guter dinge,
auch wenn ich die tränen bereits fühle,
und danach nicht ins büro möchte,
das es heilend sein wird,
und was bleibt mir anderes übrig …



das leben ist eben nicht einfach !

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FIGHT THE POWER!

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